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Scholz und die Vermögensschere Studien zu Armut und Reichtum gibt es einige – aber nicht viele, die im Finanzministerium vorgestellt werden. Geht die Schere zwischen Arm und Reich auf?

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2020, Von Manfred Schäfers.

Es ist eine bemerkenswerte Konferenz zur Vermögensverteilung, die trotz Corona-Krise unbedingt im Bundesfinanzministerium stattfinden sollte und tatsächlich stattgefunden hat. Im kleineren Kreis, aber gleichwohl mit Minister. Olaf Scholz (SPD) verwies eingangs auf eine verbreitete Kluft zwischen positiver Einschätzung der wirtschaftlichen Umstände und latenter Unzufriedenheit. {…}

„Zu den Dingen, die wahrgenommen werden, zählt eine wachsende Ungleichheit“, betonte der Sozialdemokrat. Die Globalisierung, der Wohlstandsgewinn von Milliarden Menschen, sei mit der Botschaft verbunden, dass jetzt in der Welt unzählige Länder und Menschen seien, die mehr oder weniger dasselbe könnten wie man selbst. Populismus sei darauf die falsche Antwort. {…}

Wichtig ist nach seinen Worten, dass alle Menschen sich abgesichert fuhlen.
“Es geht nicht gut, wenn eine Gesellschaft von zu viel Ungleichheit gepragt ist”, betonte Scholz zu Beginn der Veranstaltung zu einer neuen Studie zur Vermogensverteilung. {…}

In Kurzform lauten die Erkenntnisse von Moritz Schularick (Universitat Bonn), Thilo Albers (Humboldt Universitat Berlin) und Charlotte Bartels (Deutsches Institut fiir Wirtschaftsforschung): Auf sehr lange Sicht ist in Deutschland die Ungleichheit kleiner geworden, in den vergangenen Jahrzehnten hingegen großer. Vereinigte das eine Prozent der Reichsten 1895 die Halfte des Vermogens auf sich, ist dieser Anteil bis in die fruhen funfziger Jahre auf weniger als 25 Prozent gefallen – seither hat sich daran nicht sehr viel geandert. Als Grunde fur den Ruckgang werden genannt: Weltwirtschaftskrise der dreßiger Jahre, in der das Betriebsvermogen stark an Wert verlor, und die Folgen des Zweiten Weltkriegs mit dem anschließenden Lastenausgleich (von 1952 an). “Diese Vermogensteuer machte Deutschland zu einem der egalitarsten Lander in der fruhen Phase des Nachkriegsbooms”, folgerten die Okonomen. Die Kriegszerstorungen hatten zwar auch Auswirkungen auf die Vermogensverteilung gehabt, aber zu einem geringeren Anteil. {…}

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