Der Spiegel, 27.12.2019, Von Alexander Jung und Robin Wille.
Schularick, geboren 1975, ist Professor in Bonn und hat sich mit historisch-empirischen Studien über Immobilienpreise und das Entstehen von Finanzkrisen weltweit einen Namen gemacht.
SPIEGEL: Herr Schularick, Deutschland erlebt seit zehn Jahren einen Immobilienboom. Waren Sie so schlau und sind eingestiegen?
Schularick: Ich habe 2011 in Berlin-Mitte etwas gekauft.
SPIEGEL: Gutes Timing! Half Ihnen dabei Ihr ökonomischer Sachverstand?
Schularick: Nein, ich sag mal, Kohortenglück.
SPIEGEL: Was meinen Sie damit?
Schularick: Damals war ich Mitte dreißig, also genau in dem Alter, in dem man sich typischerweise eine Wohnung oder ein Haus kauft. Ich hatte meinen ersten akademischen Job als Juniorprofessor, die Preise waren noch relativ niedrig. Es ist wirklich nicht mein Verdienst, dass der Quadratmeter in Berlin-Mitte inzwischen so viel wertvoller geworden ist.
SPIEGEL: Glauben Sie, dass die Preise weiter klettern?
Schularick: Es spricht jedenfalls wenig für einen Crash. Die Nachfrage nach Wohnraum ist real, zumindest in den Metropolen. Ich glaube auch nicht, dass die Zinsen stark steigen werden. Mit neuen Wohnimmobilien lassen sich immer noch Mietrenditen von zwei bis drei Prozent erzielen, mehr als mit Staatsanleihen möglich ist.