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Immobilienboom spaltet Deutschland in Arm und Reich

Süddeutsche Zeitung, 19. Juni 2019 by Alexander Hagelüken.

Deutschland galt lange als Land, in dem Häuser kaum teurer werden. Der Immobilienhype seit den 1990er Jahren spielte sich woanders ab: in den USA, Großbritannien oder Spanien. Doch dieses Jahrzehnt verteuern sich deutsche Wohnungen und Häuser auf einmal rasant. Forscher ermitteln jetzt: Das vergrößert die Unterschiede zwischen Arm und Reich drastisch. Während Millionen Deutsche unter höheren Mieten leiden, wandert mehr als die Hälfte der Vermögenszuwächse in die Taschen der zehn Prozent Reichsten. Dieses Ergebnis einer Studie (PDF) dürfte die Wohnungsdebatte im Land weiter befeuern.  [……]

In den vergangenen zehn Jahren stiegen die Hauspreise in den größten Städten Berlin, Hamburg und München um 90 Prozent. Moritz Schularick von der Uni Bonn berechnete mit Kollegen nun erstmals, was das bedeutet: Das Vermögen der Deutschen nahm seit 2011 inflationsbereinigt um fast drei Billionen Euro zu. Ein gewaltiger Betrag, eine Billion mehr als die gesamten Staatsschulden. In Ländern wie den USA oder Italien, wo sehr viele Einwohner Häuser besitzen, profitieren von so einem Immobilienboom breite Massen. Steigen die Preise, nimmt die Ungleichheit in der Bevölkerung deshalb tendenziell ab. [……]

In der Bundesrepublik ist das anders. Weil die ärmere Hälfte der Bevölkerung nur drei Prozent des Hausbesitzes hat, profitieren vom Boom vor allem die zehn Prozent Reichsten. Sie vereinnahmen etwa 60 Prozent des Hausbesitzes auf sich. Nutznießer sind auch Haushalte der oberen Mittelschicht. Ihr Vermögen stieg im Mittel um etwa die Hälfte auf knapp 400 000 Euro. “Der Immobilienboom macht die Reichen reicher”, schreiben Schularick, Till Baldenius und Sebastian Kohl. Wie Deutschland sich unterscheidet, lässt sich daran erkennen, dass die Hälfte der Vermögensgewinne auf zwei Bundesländer entfällt: Baden-Württemberg und Bayern. [……]

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